Gestern hatte ich die Gelegenheit beim 19th Lean Start-Up Meet-up teil zu nehmen und den super Beitrag von Daniel Bartel zum Thema Value Proposition Map zu hören.
Mir ist gestern, sowie am vergangenem Donnerstag, als sich unser Lean-Stammtisch traf, aufgefallen, dass sich zwei Welten entwickelt haben, die beide den Titel „Lean“ tragen und sich doch stark voneinander unterscheiden, oder auch nicht…..
In diesem Artikel möchte ich auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von klassischem Lean und LeanStart Ups eingehen.
Als erstes fällt auf, dass die meisten Anhänger der LeanStartUp Szene, häufig nicht über die Ursprünge des Lean Gedanken bescheid wissen. Dies ist mir besonders während des Stammtisches aufgefallen, als die Teilnehmer von Lean Management sprachen und dabei eigentlich die Methodensammlung von LeanStartUp meinten. Ihnen war nicht bewusst, dass es Lean Methoden auch in der Fertigung gibt.
Das beste Beispiel ist Kanban. Für einen klassischen Lean Anwender ist Kanban ein Tool, um Bestände zu kontrollieren, Fertigungsaufträge anzustoßen, generell den Materialfluss zu steuern.
Wenn ein LeanStartUp Anhänger an Kanban denkt, so denkt er auch an Karten. Aber vor allem an PostIts, die auf einem KanbanBoard von Links nach Rechts wandern und so den Fluss der Aufgaben visualisiert und kontrolliert.
Gleichzeitig zeigt das Beispiel Kanban eine Gemeinsamkeit auf. Es geht um die einfache Visualisierung von Prozessen und die Steuerung von Aufgaben oder Fertigungsaufträgen, um einen möglichst gleichmäßigen und steten Strom zu ermöglichen.
Ein weiteres grundlegendes Prinzip beider Lean Richtungen ist die des experimentellen Verbesserns (Kaizen). Während im klassischen Lean Wert darauf gelegt wird, dass viele Leute viele kleine Experimente im Sinne des PDCA Kreises planen, durchführen, evaluieren und daraus lernen, ist es beim LeanStartUp die Methodik des Minimal valuable product (MVP), die dem Gewinnen von Lernerfahrung dient. Die Idee ist die, ein möglichst einfaches, kostengünstiges und teilweise noch unvollständiges Product, welches aber die oder den wichtigsten Kundennutzen bereits erfüllt, auf den Markt zu bringen und so früh wie möglich Kundenreaktionen zu sammeln und mit diesen das Produkt ständig weiter zu entwickeln. Dies ist in der Softwareindustrie natürlich leichter möglich, als im produzierenden Gewerbe, doch glaube ich, dass gerade durch den Einsatz von 3D Druckern und einfach zu programmierenden Prozessoren (rasberry Pi oder Arduino) sich dieses Prinzip auch bald in der Fertigung leichter umsätzen lässt.
Ich hoffe wirklich, dass beide Lager eine enge Kooperation eingehen und voneinander lernen. Als aus der Fertigung kommender LeanThinker, fällt mir auf, dass LeanStartUp Anhänger manchmal etwas abfällig über old-school-manufacturing reden und meinen, dass physische Produkte out sind. Ich hoffe, dass sich diese Einstellung noch ändern wird.
Interview mit Eric Ries (Author „Lean Start-Up“) und John Shook (Präsident des Lean Enterprise Institute) (iTunes)